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Danny Hermanns Spannungsfeld zwischen schönen Fassaden und gesellschaftlicher Kritik

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Am 24. April feiert Danny Hermann die Eröffnung seiner Ausstellung “WELTUNTER” in der Full Moon Gallery. Die Ausstellung navigiert durch die Turbulenzen einer modernen Epoche im Umbruch. In diesem Interview gewährt Hermann faszinierende Einblicke in Inspirationsquellen, die zentralen Motive seiner Kunst und seinen kritischen Ansatz in seinem künstlerischen Schaffen.

 

Was sind die zentralen Inspirationen für deine Kunst? 

Das sind einmal Themen und einmal Künstler.

Die Themen sind bei mir in erster Linie künstliche Intelligenz, Social Media und Naturschutz. Aber ich male auch nicht gesellschaftskritische Themen wie Landschaften.

Bei gesellschaftskritischen Themen setze ich mich direkt mit dem Thema auseinander und möchte etwas bewirken; ein Umdenken, ein Anstoßen, ein auf Probleme aufmerksam machen.

Bei Landschaftsbildern geht es mir um Harmonie. Ich will schöne Bilder malen, die interessant von den Strukturen sind, von der Farbigkeit.

Meine künstlerischen Inspirationen sind Chaim Soutine, Edvard Munch, Wolfgang Petrick und Marianne von Werefkin. Und natürlich mein Professor Ralf Kerbach.

 

Wieso behandelst du gerade diese Themen in deiner Kunst?

Social Media ist das erste Thema, das ich je in der Kunst bearbeitet habe. Einerseits, weil es mich auch selbst betroffen hat. Bei Social Media hat man viel Anonymität, es gibt schnell mal Hass, mal Mobbing, aber auch den ständigen gesellschaftlichen Druck. Man sieht meistens Leute, die super erfolgreich sind, denen es super gut geht. Man muss immer online sein, man darf nichts mehr verpassen. Besonders an diesen Stellen übe ich Kritik aus.

Beim Thema Naturschutz bin ich selber sehr aktiv. Ich nehme an Pflanzungen und Aufräumaktionen teil. Ich setze mich dafür ein, Tiere zu schützen, besonders die, die vom Aussterben bedroht sind. Ich habe einmal beobachtet und gemalt, wie ein Reh Müll in ihrem Nest gesammelt hat. Katastrophen, radioaktiver Müll, Verschmutzungen wie Öl im Meer und das Artensterben. Darauf mache ich aufmerksam.

 

Und wie sieht es bei künstlicher Intelligenz aus? 

Es ist eigentlich immer Kritik. Die Landschaftsbilder, das sind schöne Bilder, da gibt es keine Kritik, da sollen sich die Leute freuen. Aber bei künstlicher Intelligenz geht es mir in erster Linie erstmal um Deep Fakes. Um Dinge, die Laien einfach mit Knopfdruck erledigen können. Das geht wirklich einfach und wird immer mehr – das ist erst der Anfang. Da gruselt es einen davor, was kommen wird. Das bearbeite ich in meinen Kunstwerken; darauf aufmerksam zu machen, dass man heutzutage nicht alles einfach als Fakt hinnehmen kann.

 

Kommt daher auch der Titel ‘WELTUNTER’ für die Ausstellung?

Weltunter steht ja fast für die Apokalypse, das ist sehr düster. Der Titel bezieht sich auf alles geballt. Die Kriege, dass man nie weiß was der nächste Tag bringt, ob noch etwas Großes passieren wird, die Umweltkatastrophen. Alles wird distanzierter, besonders die Menschen werden distanzierter. Das ist in diesem Titel ausgearbeitet.

 

Wie hast du die Werke für deine Ausstellung in der Full Moon Gallery ausgesucht? 

Ich habe versucht, aus jedem Thema etwas auszuwählen, um die Vielfalt an Motiven zu zeigen. Mein Gesamtkonzept ist eins von Innen und Außen, von Fassade und Wahrheit. Bei der Full Moon Gallery haben wir den Vorteil, dass wir außen in den Schaufenstern und Innen austellen können. In den Schaufenstern möchte ich eine Oberflächlichkeit, eine schöne Fassade, zeigen – mit Landschaftsgemälden und Zeichnungen. Im Inneren befinden sich die eher düsteren Bilder.

Somit plane ich, dass die Personen erstmal die Oberfläche sehen und erst, wenn sie den Raum betreten, mit der Wahrheit konfrontiert werden.

 

Wie sieht es bei den Landschaftsbildern aus – welche Orte bildest du dort ab? 

Das ist abhängig davon, wo ich gerade bin. Ich mal nicht von zuhause aus, sondern meistens vor Ort nebenher. Ich gehe da mit der Staffelei gezielt hin und male. Es sind in erster Linie Dresdner Motive, weil ich hier wohne. Für mich ist es wichtig, die Natur so einzufangen, wie sie ist. Direkt vor Ort und nicht vom Foto. Wenn ich ein Foto habe, ist es schon festgelegt. Der Winkel ist festgelegt, das Motiv ist festgelegt. Ein Bild malt sich nicht in einer Stunde, man sieht wie die Sonne untergeht. Somit male ich auch verschiedene Schattenelemente mit ein.

 

Siehst du gesellschaftliche Kritik als die Rolle von KünstlerInnen? 

Die Rolle legt jeder Künstler am Ende selber fest. Die einen wollen einfach schöne Bilder malen, bei denen sich die Leute erfreuen, das ist ja auch gut. Wenn nur depressiv gemalt wird, ist auch jeder depressiv – man soll sich auch freuen.

Deshalb male ich auch Landschaften. Wenn ich den ganzen Tag nur Gesellschaftskritik machen würde, würde ich wahnsinnig werden. Ich brauche diese Abwechslung, diesen Austausch. Manchmal male ich ein halbes Jahr nur Landschaften, weil ich diese Auszeit brauche.

Aber für mich sehe ich die Rolle da drin, mit Kunst etwas zu bewirken. Ich sehe Kunst als Medium, um etwas auszusagen, um in der Welt auf Probleme aufmerksam zu machen. Ich versuche es immer so neutral wie möglich zu halten. Dass ich aus einer neutralen Perspektive meine Beobachtungen auf dem Bild darstelle.

Ich erhoffe mir, dass es bei den Betrachtern einen inneren Austausch gibt mit dem Thema. Sodass sie überlegen, was man selber ändern kann, was man schon geändert hat. Denn die Themen, die ich male, betreffen alle.

 

Was sind deine weiteren Ziele als Künstler?

Erfolg haben als Künstler. Das ist mein Beruf und meine Berufung. Ich freue mich aber auch, wenn ich etwas mit meiner Kunst bewirken kann. Wenn ich male und jemand notiert etwas davon. Ich male, um etwas zu zeigen, darzustellen, zu bewirken in der Welt. Daher wünsche ich mir auch, dass meine Kunst dafür erhalten bleibt, um etwas Bleibendes in der Welt zu schaffen.

 

Das Interview wurde von Lena Gerdes durchgeführt.